
über den Künstler...
Hallo. Mein Name ist Robby Sintern.
Ich lebe und arbeite in einer kleinen Stadt in der Nähe von München.
Ich bin Künstler von Beruf.
Also jetzt. Davor war ich in der Werbung. Das war zu der Zeit das Naheliegende, wenn man mit seiner Passion und Kreativität Geld verdienen musste. Dort habe ich lange für verschiedene Agenturen und Verlage sowohl in Festanstellung als auch frei gearbeitet. Erst als Art Director, später vorwiegend als Illustrator. Bis ich mich zusammen mit meiner Frau selbständig gemacht habe.
Gemalt und gezeichnet habe ich mein ganzes Leben, aber vor 7 Jahren habe ich mich entschieden, die Grafik an den Nagel zu hängen und mich ausschließlich auf das Malen zu konzentrieren.
Ich male Bilder über Menschen. Gerne Portraits, aber auch sehr gerne freie Arbeiten über meine Sicht auf den Menschen.
Dazu male ich auf schwarz grundierten Flächen. Warum? Gute Frage. Zum einen lieben Werber schwarz. Wir wurden auch als die schwarze Zunft bezeichnet, hatten also mit Schornsteinfegern und Beerdigungsunternehmern etwas gemeinsam.
Zudem war auch ich nicht alle Zeit vor depressiven Episoden sicher. Es liegt gottseidank nun schon eine Weile zurück und war damals auf die radikale Änderung meiner Lebensumstände zurückzuführen. Aber zu der Zeit habe ich begonnen, der Dunkelheit (die ich meinte, fühlen zu können – so nah war sie mir) etwas entgegenzusetzen. Und mir half es!


Ich male auf schwarzem Grund um die Dunkelheit in mir mit Farbe zu füllen.
Der Prozess – zu sehen, wie aus absoluter Schwärze durch Einsatz von Farbe und Hingabe etwas Schönes und Neues entsteht und die Dunkelheit weicht – schien mir damals wie eine Metapher auf das Handling meiner Depression. Diese Sicht hilft auch heute, wenn es mal nicht so läuft oder die heranziehenden Schatten allzu düster werden.
Meine aufgezogenen schwarzen Leinwände zu sehen, ist wie in die Zeit gestanzte Löcher zu betrachten.
Ich weiß, dass ich beizeiten in jedes dieser schwarzen Löcher fallen werde und darin Tage und Wochen versenke. Wieviele dieser Löcher ergeben wohl ein Jahr? Mir muß niemand etwas über die Krümmung der Zeit im Raum erklären... Ich bin drin...
Wenn ich dann vor dieser dunklen, glatten Fläche stehe und den Anfang eines Bildes suche, ist es, als ob man einen Blick in sein Innerstes wirft während man in der Dunkelheit nach einem Zipfel tastet, der einem Halt gibt oder Orientierung.
Mit dem ersten Strich auf die Leinwand öffnet sich die Tür in diese Dunkelheit einen winzigen Spalt. Gerade genug um einen schmalen Lichtstrahl hindurchzulassen. Der beginnt eine Kontur zu enthüllen. Nur ein klitzekleiner Reflex. Aber er reicht.
Die Art des ersten Strichs sagt mir bereits etwas über das Objekt. Ist es ein spitzer Reflex? Wie z.B. auf der Nase? Oder er eher stumpf, wie auf einer Wange? Vielleicht gerade? Dann hätte ich eine Kante. So enthüllt sich mir nach und nach eine Szenerie. Mit jedem Strich geht die Tür ein Stück weiter auf. Ich habe zwar meist anfangs eine Ahnung wo das hinführen könnte, bin aber auch oft genug überrascht wo ich am Ende tatsächlich lande.
In letzter Zeit reizt es mich zunehmend, alte Klassiker neu zu interpretieren - natürlich auf schwarz...
Last but not least bringt die schwarze Grundierung Farben zum strahlen...
Meine Gemälde...
...sind im wesentlichen Allegorien auf das Mensch-Sein. Die Widersprüche, das Auseinanderdriften von Wollen und Handeln. Des Menschen Fähigkeit zur Einsicht bei gleichzeitiger Verweigerung jeglicher Konsequenzen. Wie er sich im Streben nach Selbstoptimierung verliert... Seine Sehnsucht nach Gemeinschaft trotz eigener Bindungsunfähigkeit – nach Verbindlichkeit zu suchen, sich aber dabei nicht festlegen zu wollen.
Bei all den gelebten Widersprüchen: Wie könnte eine Zukunft des Menschen aussehen? Wenn die normative Kraft des Faktischen einsetzt und sich die Realität nicht mehr schönreden lässt?
Das sind Themen, die mich umtreiben.
...male ich - ab einer gewissen Größe - gerne an der Wand. Das bedeutet, ich pinne die Leinwand direkt an die Wand und male das Bild dort. Der Vorteil ist, dass die Wand Widerstand leistet. Auf einen Keilrahmen gespannt, drückt sich die Leinwand durch wenn man mit der Palette und ein wenig Druck arbeitet. Dann zeichnen sich gerne die Mittelkreuze und die Ränder ab. So vermeide ich das.
Esel sind in meinen Bildern ein wiederkehrendes Motiv. Warum? Sympathie für die Stigmatisierten! Außerdem gefällt mir ihre ruhige, bedächtige Art. Sie gelten als stur, sind aber arbeitsam, sanft, bescheiden und loyal. Außerdem sind sie lustig. Sie haben all die Eigenschaften, die man sich von einem Freund wünscht. Wenn ich selbst in meinen Bildern auftauche, dann gerne mit einem Eselkopf...
Chimären, also Menschen mit Tierköpfen male ich sehr gerne. Obwohl sich der Mensch als Krönung der Schöpfung begreift, hat er doch einiges an animalischen Eigenschaften und Trieben behalten. Dem trägt das Rechnung...
Tapentenmuster nutze ich oft. Gerade die geometrischen Muster der 60er Jahre haben es mir angetan. Sie stehen in meinen Bildern für Heimat aber auch für Beharrungskräfte und unseren Drang, Wesen oder Dinge die wir nicht verstehen zu domestizieren.
Dopplungen kommen in meinen Gemälden auch vor. Das kann eine Bewegung andeuten, kann aber auch ein Glich sein und dafür stehen, das wir inzwischen alle auch lebende Avatare einer digitalen Existenz sind und dort jeden Tag darum kämpfen müssen, nicht als NPC auf der Strecke zu bleiben.
In Zukunft werde ich öfter meine eigenen Bilder in neu gemalte mit aufnehmen.
Das eröffnet eine zusätzliche Ebene. Das Gemälde wird damit zum Träger seiner eigenen Historie.
Als Vorbilder betrachte ich u. a. Max Beckmann, George Grosz, Francis Bacon (war klar, oder?) und Rene Magritte.
Ihre Fähigkeit, Geschichte und Geschichten in Pinselstriche umzusetzen, fasziniert mich seit frühester Kindheit
Inspiration – ziehe ich aus Allem was mich umgibt. Das können Artikel aus der Zeitung sein, die – mit Dingen die ich sehe – einen neuen Zusammenhang ergeben. Manchmal sind es tatsächlich und fast 1:1 Gestalten, die ich in Situationen erlebe, die etwas in mir auslösen und dann von mir gemalt werden.
Ich bin sehr auf ein mein stabiles Umfeld angewiesen um malen zu können. Dazu gehören Frau, Sohn und Freunde aber auch die mich umgebende Natur oder imaginierte Geschichten hinter alten Objekten und Fotos. Bis zu einem gewissen Grad :/ trägt sogar das Chaos in meinem Atelier zum Inhalt meiner Gemälde bei. Diese Melange aus Fund- und Sammelstücken, Material, endlos vollgezeichnetem Papier, halbfertigen Basteleien, Dingen, die ich nicht wegzuwerfen kann und Unordnung scheint sich zumindest partiell positiv auf meine Kreativität auszuwirken (zumindest bis es mich selber nervt und ich wieder aufräume).
(Wenn ich jetzt Francis Bacons Atelier als Beispiel anführe, killt mich meine Frau.
Die steht diesem Part meiner Inspirationsquellen etwas kritischer gegenüber...)
Mein verwendetes Material...
ist auf dem Bild ganz oben zu sehen. Ich male vorwiegend mit Ölfarben auf Leinwand, manchmal auch auf Holz. Dazu nutze ich Malmesser, Spachtel und Pinsel, ab und zu auch Ölsticks.
Ich arbeite aber auch gerne auf Papier. Dort allerdings inzwischen auf weißen bzw. natronfarbenem Grund. Das war früher einmal anders, aber Techniken wie Aquarell machen auf schwarzem Papier einfach keinen Sinn. Natron, weil es die Farbe meines bevorzugten Papiers für Acrylarbeiten ist – Packpapier – das liebe ich...
Auf Papier arbeite ich mit fast Allem, was sich so bietet: Fineliner, Tusche und Feder, Tusche und Pipette, Aquarell, Ölpastell-Kreiden, Kohle und Stifte. Gelegentlich muss ich mich zusammenreißen, nicht den angedickten Rest in meiner Espressotasse zu vermalen – leider zu viel Säure, um beständig zu sein – das Papier würde im Laufe der Zeit zersetzt ...
Aktzeichnen habe ich sehr gerne und sehr lange gemacht. Die Gestalt des Menschen, die Unterschiede in Körperbau und Haltung – das alles in wenigen Minuten zu erfassen und umzusetzen, hat mir immer Spaß gemacht. Leider haben sich die Teilnehmerzahlen nach Corona nicht wieder erholt, so dass ich unsere kleine Aktzeichengruppe 2024 vorerst auflösen musste.
Mein Studio / Atelier ist ein 16 qm Kellerraum mit Fenster und mein kleines Refugium. Äußerst praktisch im Keller des Hauses gelegen, in dem wir wohnen. So kann ich mich ganz auf's Malen konzentrieren. Nur übertreiben darf ich es nicht!
Hier darf ich rumsauen, ziehe mich aber in den Mal-Phasen (momentan habe ich eine Webseite Gestaltungs-Phase) um, bevor ich unsere Wohnräume betrete.
This is where the magic happens.
Meine Lieblingsbegleiter auf Reisen sind (neben meiner Frau!) ein kleiner Aquarell-Kasten mit einem Pentel-Pinsel s.o. der ein Wasser-Reservoir im Griff hat (Unglaublich praktisch!), meine Pierre Noire Stifte (wie Bleistifte aber sehr hoher Schwärzegrad) und mein Federmäppchen...




Privat bin ich ein ziemlich normaler Mensch. So normal, dass ich lange Zeit gezögert habe mich als Künstler zu bezeichnen.
Ich liebe meine Frau und genieße Zeit mit Freunden. Man sagt mir bisweilen einen etwas schwarzen Humor nach.
Meine Zeit ist die Nacht. Die habe ich exklusiv für mich – zumindest gefühlt.
Ich male meistens bis zum Sonnenaufgang. Wenn es warm ist, setze ich mich danach gerne auf unsere Terrasse lese etwas in der Zeitung oder beobachte die Vögel im Garten und denke nach.
Als schön empfinde ich vorwiegend Dinge mit Geschichte. Alte Möbel, alte Dosen - das sind Sachen, mit denen ich mich gerne umgebe. Hauptsächlich Objekte, die ich auch weiter benutzen kann. Dabei stelle ich mir gerne vor, wer diese Gegenstände vor mir in Gebrauch hatte. Dinge, die ich nur anschauen aber nicht verwenden kann, reizen mich selten. So bin ich u.a. an meine geliebte Reisestaffelei gekommen. Einen Teil meiner Ausrüstung habe ich noch von meiner Oma übernommen.
Ihr merkt schon – ich bin kein Ikea-Mensch. Ich freue mich über jedes Stück, das ich schon sehr lange habe.
Kleines Beispiel: Unsere Couch haben wir seit über 30 Jahren. Ein Markenprodukt mit recht ungewöhnlicher Form. Irgendwann wurde der Stoff unschön. Wir haben wirklich sehr lange gesucht, uns aber letztlich entschlossen, unsere alte von Klaus Walter – einem
sehr guten Polsterer – wieder aufarbeiten zu lassen und das war eine unserer besten Entscheidungen!
Es war nicht viel billiger als eine Neue zu kaufen aber wir haben jetzt ein absolutes Unikat – weit schöner, als das Original je war – an dem wir uns wirklich jeden Tag freuen!
Womit wir wieder beim Thema wären:
Auch ich habe ganz viele Unikate zu verkaufen, an denen du dich jeden Tag freuen könntest ;)
Ich habe, glaube ich, noch nie so ausführlich über mich geschrieben...
(...und bin gespannt, wie viele bis hierhin gelesen haben ;))